Hilfsprojekt West-Ukraine

Gutes zu tun, kann so gut tun

Im Jahre 1996 kam unser Gründer Pater Burkhard Nogga zum ersten Mal nach Schönborn im Karpatenland.

Schönborn (Schenborn, ukr. Шенборн) ist ein deutschsprachiges Dorf in der Oblast Transkarpatien (Rajon Mukatschewo) in der äußersten West-Ukraine nahe der ungarischen und slowakischen Grenze. 

Seit dieser Zeit engagiert sich Friedenszeichen e.V. im dortigen Einzugsgebiet. Betreut werden die Gemeinden Schönborn, Pausching, Sinjak, Palanka, Kroatendorf sowie seit 2004 Koropetz und Kutschava. Ursprünglich hatten die deutschstämmigen römisch-katholischen Gläubigen den Nuntius gebeten, deutschsprachige Priester in das Gebiet zu senden, damit sie in ihrer Muttersprache die Heilige Messe mitfeiern und die Sakramente empfangen dürfen. 

Die Karpatenregion ist von vielen Völkern besiedelt: von Ruthenen, Ukrainern, Russen, Ungarn, Deutschen, Polen, Slowaken und Rumänen. Diese leben in friedlicher Nachbarschaft miteinander, arbeiten zusammen, feiern Feste gemeinsam und sind oft auch familiär verbunden. Nach der Unabhängigkeit der Ukraine haben viele deutschstämmige Familien die Ukraine verlassen. Unsere Mitarbeiter kümmern sich weiter um die Menschen, die sich stattdessen angesiedelt haben. Geholfen wird unabhängig von Religionszugehörigkeit und Nationalität.

Der Zerfall der Sowjetunion hat viele Narben hinterlassen, was sich auch auf die Zeit nach der staatlichen Unabhängigkeit der Ukraine auswirkt, insbesondere auf die wirtschaftliche Situation des Landes und der Menschen. 

Friedenszeichen e.V.  trägt mit Hilfe von Spenden dazu bei, dass akute Not gelindert wird und Perspektiven geschaffen werden. Dies erreichen wir nun schon seit rund 25 Jahren durch medizinische Hilfe, Lebensmittelversorgung, Aufbau von Arbeitsstätten, Hilfstransporte und Instandsetzungsarbeit. Eine der wichtigsten und effektivsten Hilfsmaßnahmen sind jedoch die Familienpatenschaften der in finanzielle Not geratenen bedrängten und verarmten Familien und Einzelpersonen.

Erfolgsgeschichte

In über 30 Jahren Vereinsgeschichte passiert vieles, ändert sich vieles, ist Großartiges entstanden. Lesen Sie hier über die Haupttätigkeiten und Erfolge unseres Einsatzes für mehr Gerechtigkeit und Hilfe zur Selbsthilfe.

1996-2000

 

Im Anfang liegt die Kraft

Als Pater Burkhard die Entscheidung getroffen hatte, nach Schönborn umzusiedeln, kam er in eine Region, die sprichwörtlich am Boden lag. Gleich zu Beginn wurden viele Pläne geschmiedet und unmittelbar mit dem Aufbau des Gemeindezentrums begonnen. Weiter wurde die Schreinerei errichtet, und es wurden umfangreiche Hilfstransporte organisiert (vor allem auch aufgrund der schweren Hochwasserkatastrophen in dieser Zeit). Gleichzeitig begann der Aufbau des Werkes der Patenschaften, die Gründung einer Paramenten-Schneiderei in Pausching, Renovierung und Ausstattung der Kirche St. Michael in Schönborn sowie der Aufbau eines landwirtschaftlichen Betriebes. Außerdem organisierten wir die Bohrung mehrerer Tiefbrunnen, um die schlechte Wasserversorgung in Schönborn zu verbessern.

2001-2012

 

Jahre des Aufbaus

Nach einem vielversprechenden Start ging es überaus produktiv weiter: Eine große Krankenstation „Haus Mutter Teresa“ wurde in Schönborn gegründet, wo die Menschen dringend benötigte Medikamente erhalten sowie ärztlichen Rat und kostenlose Behandlung.

Die tägliche Kinderspeisung in der Romasiedlung Pausching wurde gestartet und die Einführung eines regelmäßigen Gebetsdienstes in der Hauskapelle in Schönborn. In dieser Zeit wurde auch die jährliche Sommerferiengestaltung für Kinder in Schönborn und Umgebung eingeführt. Nach den starken Hochwasserschäden wurde die Herz-Jesu-Kirche in Palanka umfassend renoviert, der soziale Waschsalon „Euthymia“ in Palanka für das Waschen der Wäsche von RentnerInnen und chronisch Kranken wurde aufgebaut.

2013-Heute

 

Festigung der Strukturen

Bis heute versuchen wir vor allem die Patenschaften weiter auszubauen, da diese die dauerhafte Unterversorgung der Menschen nachhaltig verbessert.

Weitere effektive Maßnahmen und Projekte waren die Sanierung des Daches der Kirche St. Michael in Schönborn, die Einrichtung des Medjugorje-Informationszentrums für die Ukraine sowie die Möglichkeit für junge UkrainerInnen, nach ihrer Ausbildung Freiwilligendienste zu leisten (bei freier Kost und Logis in Schönborn). Die Familienfreizeiten in Österreich und Tchechien begannen und wurden nun jährlich organisiert, die Schreinerei wurde vollständig in die ehemalige Getreidelagerhalle in Schönborn verlegt, außerdem wurde die Krankenstation „Haus Mutter Teresa“ umstrukturiert mit Schwerpunkt auf ambulante Versorgung.


Unsere Projekte im Detail

Die Arbeit in Schönborn in Transkarpatien in der Ukraine dient dem Ziel, das Leben mit den Bedrängten zu teilen, Leiden zu lindern und Not zu wenden – unabhängig von der Religionszugehörigkeit der Betroffenen, sondern die jeweilige Notlage betrachtend. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es mehrere Ansätze, die im Folgenden beschrieben werden:

 

Gemeindezentrum

Ort und Zentrum vieler Begegnungen und Veranstaltungen. Neben mehreren Wohnräumen gibt es eine sehr große Hauskapelle mit Plätzen für mehr als 100 Personen, wohin fast täglich Menschen zum Gebet und zum Seelsorgegespräch kommen.

Außerdem gibt es einen großen Saal, der vielfältig von der Gemeinde, aber auch von der Diözese genutzt wird. Hier finden Exerzitien statt, Priester- und Schwesterntreffen, Gemeindefeste, Katechese, Kinderferienprogramme… die Nutzung ist sehr vielfältig. Von hier aus werden auch die Patenschaften organisiert.

Sozialstation

Die mangelhafte medizinische Versorgung führte zur Einrichtung eines Medizinisch-Sozialen-Zentrums „Mutter Teresa“ in Schönborn. Mehrere Ärzte, Krankenschwestern und Sozialarbeiter betreuen von hier ausgehend chronisch Kranke und Pflegebedürftige. Folgende Leistungen werden erbracht: Betreuung pflegebedürftiger und gebrechlicher Menschen durch stetige Arztbesuche, Organisation von Krankentransporten, Kauf von Medikamenten und zur Pflege benötigten Marterialien, finanzielle Hilfe bei Operationen, regelmäßige Besuche in Krankenhäusern bei Tuberkulose- und Krebskranken. 

Zahnarztpraxis

Im Medizinisch-Sozialen-Zentrum in Schönborn wurde auch eine moderne Zahnstation installiert und mehrere Jahre betrieben. Inzwischen ist diese in das Kinderkrankenhaus in Mukachevo verlegt worden, wo mehr Patienten behandelt werden können.

Da der Zustand der Zähne und die Zahngesundheit in der Region bei vielen Menschen mehr als unzureichend ist, wurde diese Einrichtung besonders dankbar und ausgiebig angenommen. Ein deutscher Zahnarzt im Ruhestand kam mehrmals im Jahr in die Praxis nach Schönborn, um die Patienten hier kostenlos zu behandeln.


Romaküche

Roma gehören zu den am Rande der Gesellschaft stehenden und zugleich ärmsten Volksgruppen in der Ukraine. Seit vielen Jahren ist die Kinderspeisung eine effektive Hilfe für Romafamilien in der Umgebung von Pausching. Dort werden täglich etwa 100 Kinder im Alter von 1-12 Jahren mit Essen versorgt. Zwei Romafrauen kochen im Wechsel einen nahrhaften Eintopf oder teilen warme Milch und Brot an die Kinder aus. Durch die regelmäßige Versorgung mit gesundem Essen konnte die Tuberkulose in dieser Romasiedlung fast völlig eingedämmt werden.  Die Speisung der Kinder ist eine Entlastung für die ganze Familie.

Seelsorge

Ein wichtiger Schwerpunkt in der Gemeinde ist vor allem die Seelsorge. Die Feier der Eucharistie, Anbetung und Spendung der Sakramente sind natürlich zentrale Aufgaben der Priester. Aber auch die Schwestern und christlich orientierte Therapeuten helfen in der Seelsorge mit. Täglich kommen Menschen mit ihren persönlichen Anliegen und Sorgen zum Gespräch, in der Suche nach Trost und Hilfe sowie mit Bitten um Gebet. Besonders in der Hauskapelle St. Josef in Schönborn stellt sich Pater Martin Landwehr diesem Dienst gerne und aufopferungsvoll zur Verfügung. Ebenso sind Pater Josef und Pater Ivan immer für die Menschen da.

Arbeitsprojekte

Arbeitslosigkeit war und ist ein großes Thema in der Ukraine. Nach dem Zerfall der Sowjetunion sind viele Fabriken und Produktionsstätten bankrott gegangen und viele Menschen haben ihren Arbeitsplatz verloren. Mit verschiedenen Arbeitsprojekten wie einer Schreinerei, Paramentenstickerei, und Landwirtschafts- und Bauprojekten wurde versucht, Menschen nicht nur finanziell zu unterstützen, sondern ihnen auch ein Stück Würde zurückzugeben, dass sie selbst ihren Lebensunterhalt aufbringen können.

Vor allem durch das Engagement des St. Nikolaus-Vereins in Warendorf konnten die Projekte realisiert werden.